Nachbetrachtung Camino Frances 2016
Dieses Mal bin ich den Jakobsweg gegangen, weil nach fast nahezu fünfeinhalb Jahren endlich das Gute über das Schlechte gesiegt hat.
Zurückblickend ist das Wichtigste das ich gelernt habe, "gehe nie einen Weg den du schon gegangen bist und der mit Emotionen verbunden war ein zweites Mal".
Es gibt aber leider auch handfeste Gründe diesen einst so schönen und romantischen Weg nie mehr zu gehen. Der französische Jakobsweg ist im Vergleich zu 2010, also in nur sechs Jahren zu einem touristischen Rummelplatz verkommen.
Der Pilger der seinen Rucksack selber trägt und alle Etappen geht und nicht teilweise mit Bus, Taxi oder der Bahn fährt ist deutlich in der Minderheit. Auf der ganzen Strecke fahren die "schäm mich Taxis" mit den verdunkelten Scheiben. Ich habe kein Problem, wenn wie unsere Freunde Poul und Margit die absolute Genuss Wanderer sind auf längeren Etappen nur mit dem kleinen Rucksack wandern und sich den großen Rucksack bringen lassen, denn sie blockieren keine Betten in den Herbergen, da sie ausschließlich in Pensionen und Hotels nächtigen.
Problematisch wird es wenn wie schon auf der ersten Etappe nach Ronches Valles die Taxis anrollen und wir dann als Geher in den Herbergen die schlechtesten Plätze im Keller bekommen. Überhaupt kein Verständnis habe ich, wenn große organisierte Horden von Amerikanern und Koreanern (kein Rassismus es gibt viele liebenswerte Einzelreisende) Betten in Herbergen vorreservieren, sich die Rucksäcke per organisiertem Transportdienst in die nächste Herberge bringen lassen und somit das nächste Problem hervorrufen. Durch ihren Rucksacktransport sind automatisch auch die Betten in den Herbergen reserviert und du als Wanderer bekommst wenn überhaupt ein Bett im hintersten Loch der Herberge. Sätze wie: "have you reservation? hörte man 2010 in keiner Herberge, nun sind sie leider zum Standartsatz geworden.
Wer den Weg von früher kennt ist von diesem religiösen Disneyland nur mehr peinlich berührt, denn nicht jeder der sich Essensreste (Jakobsmuschelschalen)auf den Kindergartenrucksack hängt, ist ein Pilger.
Leider wird sich dieses Rad nicht zurückdrehen lassen und so bleibt einem nichts anderes als zu hoffen dass dieser touristische Dienstleistungswahnsinn nicht auf die anderen Jakobswegen wie zum Beispiel die „Via de la Plata“, dem „Camino Portuges“ oder gar dem „Küstenweg“ übergreift.